HPC-Lader im Praxistest 2024
In dem umfassenden Vergleichstest sind die neun größten Betreiber von HPC-Schnellladestationen in Deutschland begutachtet und bewertet worden. Analysiert wurden unterschiedliche Kriterien wie die durchschnittlich gemessene Ladeleistung, die Anzahl der Ladepunkte und die Ad-hoc-Preise pro Kilowattstunde, genauso wie die vorhandenen Bezahlmöglichkeiten sowie Komfort und Lage der Ladestationen. Dieser Test bietet alle relevanten Informationen für die Nutzer von E-Fahrzeugen, die – beruflich oder privat – von den besten Angeboten an den Schnellladesäulen profitieren möchten.
Test aktualisiert am: 10.12.2024
Testzeitraum
1. bis 13. Oktober 2024
Die Tester
Armin Grasmuck, Harald Gutzelnig, Lukas Wenzel-Horner
electricar
Veröffentlichung: electricar Ausgabe 6/24
HPC-Lader im Praxistest
Genau 2.981 Kilometer in sechs Tagen, kreuz und quer durch fünf Bundesländer – 27 Ladesäulen. Der große Praxistest, den die Redaktion von electricar an ausgewählten Schnellladepunkten in Deutschland durchgeführt hat, war ein höchst ambitioniertes, umfangreiches und herausforderndes Projekt. Geprüft und begutachtet wurden vergleichsweise neue HPC-Ladepunkte von mehr als 150 Kilowatt Leistung der neun bundesweit größten Anbieter. Frei nach dem Motto: einfach hinfahren, möglichst schnell und komfortabel Strom ziehen – und weiter geht‘s.
Um den zeitlichen Aufwand rund um den Ladevorgang bewusst auf ein Minimum zu reduzieren, sollte ausschließlich mit EC- oder Kreditkarte bezahlt werden. Dieser Service, seit vergangenem Sommer für neue Ladestationen verpflichtend, hakt jedoch noch an der einen oder anderen Stelle. Klar ist auch: Das Bezahlen zum Ad-hoc-Tarif per Karte ist preisintensiver als die günstigen Spezialkonditionen, welche die Ladestromanbieter online oder über ihre Applikationen anbieten.
Neue Ladesäulen mit Diskrepanzen
Das öffentliche Laden ist ein Kernfaktor auf dem Weg in die Mobilität von morgen. Wie groß die Unterschiede in diesem Segment noch sind, belegt der Praxistest anschaulich. Obwohl bevorzugt Ladepunkte ausgesucht wurden, die erst in diesem oder im vergangenen Jahr ans Netz gingen, offenbarten sie mitunter große Diskrepanzen, bezogen auf Leistung, Lage, Komfort und Service.
Immerhin: Alle getesteten HPC-Lader lieferten zumindest klare Informationen zum aktuellen Ladestand der Batterie sowie zu der Ladezeit und der geladenen Strommenge. Dagegen war der Gesamtpreis der Ladung keineswegs an jeder Säule einfach und klar zu erkennen. Und die Rechnung, der reguläre Zahlungsbeleg? Auch hier ist die Bandbreite groß: Offizielle Quittungen können teilweise mit dem Smartphone vom Bildschirm der Säulen abfotografiert oder per E-Mail angefordert werden. Einige Anbieter nennen auch heute noch keine klaren Informationen dazu.
Hohes Potenzial
Auch die Standorte und die Infrastruktur rund um die Stromstellen unterscheiden sich gravierend. Es gibt Ladeparks, die weit mehr als nur schnelle Säulen bieten – Sanitäranlagen, Spielplätze, Tische und Bänke, auch überdacht und barrierefrei. Günstig nahe der Autobahnausfahrt gelegen, an Rasthöfen, vor Einkaufszentren, oft nahe der Gastronomie und auch in abgelegenen Industriegebieten. Das Potenzial in diesem Segment bleibt folglich hoch.
Das Testfahrzeug
Alle für diesen Vergleich relevanten Schnellladungen wurden an dem für Tests dieser Art prädestinierten Premiummodell Genesis G80 durchgeführt. Das batteriegetriebene Fahrzeug der oberen Mittelklasse gilt als besonders leistungsstark, was das Laden betrifft. Dank der modernen 800-Volt-Architektur aus dem Mutterkonzern Hyundai schafft es der G80 die Ladekurve konstant hoch zu halten, bis die Batterie zu 70 Prozent oder mehr gefüllt ist. Spielt die Ladesäule mit, kann die Limousine die Akkus in nur 20 Minuten bis zu 80 Prozent füllen. Die höchste Ladeleistung, die wir während unserer Test ermittelten, lag bei 186 Kilowatt.
EnBW
Der Energiekonzern aus Baden-Württemberg betreibt aktuell das größte Schnellladenetz in Deutschland mit über 5.000 Ladepunkten. Bis 2030 sind bundesweit mehr als 30.000 Schnellladepunkte geplant. Von electricar getestet wurden die EnBW-Ladestationen in Lichtenau (Sachsen, Foto 1), Alfeld (Bayern, Foto 2) und Bad Schwalbach (Hessen).
Ionity
122 Ladeparks betreibt das Joint Venture von BMW, Ford, Hyundai, Mercedes, Volkswagen sowie Blackrock. Von electricar getestet wurden die Ionity-Ladestationen in Garching bei München (Foto rechts), Jettingen-Scheppach (Bayern, unten) und Merklingen (Baden-Württemberg).
Pfalzwerke
Die Ladepunkte dieses Anbieters liegen vornehmlich im Westen und Südwesten der Republik. Von electricar getestet wurden die Pfalzwerke-Ladestationen in Frankfurt (Foto), Sömmerda (Thüringen) und Heilbronn (Baden-Württemberg).
TotalEnergies
Neben seinen Tankstellen arbeitet der Energielieferant an der Erweiterung seines Schnellladenetzes. Von electricar getestet wurden die Total-Energies-Ladestationen in Kösching (Bayern, Foto), Werther (Thüringen) und Lohfelden (Hessen).
Shell Recharge
Kontinuierlich baut der Energiekonzern sein Ladenetz in Deutschland aus – unter anderem an 60 Jet-Tankstellen. Von electricar getestet wurden die Shell-Recharge-Ladestationen in Nürnberg (Foto 1), Aschaffenburg (Bayern) und Unterschleißheim bei München (Foto 2).
EWE Go
Die Stromsäulen des niedersächsischen Anbieters offerieren Ladeleistungen von bis zu 400 Kilowatt. Von electricar getestet wurden die EWE-Go-Ladestationen in den bayerischen Städten Hof (Foto), Würzburg und Freyung.
Aral pulse
Aktuell 2.700 Ladepunkte an fast 400 Standorten: Der Energieproduzent baut sein ultraschnelles Ladenetz in Deutschland stetig aus. Von electricar getestet wurden die Aral-Pulse-Ladestationen in Straubing (Bayern, Foto), Nürnberg und Augsburg.
Allego
Einer der größten Ladestromanbieter in Europa: Von electricar getestet wurden die Allego-Stationen in Ellwangen (Baden-Württemberg, Foto), Regensburg und Eichenzell (Hessen).
Tesla
99 Prozent seiner gut 2.500 Supercharger in Deutschland hat der US-Hersteller für Fremdmarken freigegeben. Von electricar getestet wurde die Supercharger an den bayerischen Standorten Pfaffenhofen (Foto), Irschenberg und Eching.
Ladenetz: HPC-Anbieter im Praxistest
So wurde getestet
Welche Anbieter im Bereich der Hochleistungsladenetze – im Fachjargon: High Power Charging, kurz HPC – bieten die besten Konditionen in Deutschland? Wie sieht es mit der Verfügbarkeit und der Leistung der einzelnen Ladepunkte aus? Und welcher Ladestromanbieter kann durch attraktive Tarife sowie hohe Ladegeschwindigkeit überzeugen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt unseres großen Vergleichstests „HPC Ladenetz Deutschland.“ Geprüft und begutachtet wurden je drei Ladepunkte der neun größten Anbieter für Schnellladesäulen in Deutschland.
Anbieter und Ladepunkte
Auch die Supercharger von Tesla wurden getestet, im Ergebnis jedoch nicht berücksichtigt, weil sie keine Zahlung per EC- und Kreditkarte anbieten. Mit dem Testfahrzeug, dem Genesis G80, wurden je drei Ladepunkte pro Anbieter angefahren und bewertet. Die Ladevorgänge wurden von einem niedrigen Ladestand aus gestartet und bei maximal 75 Prozent beendet. Die Analyse basiert zudem auf Informationen des Ladesäulenregisters der Bundesnetzagentur (bundesnetzagentur.de | Stand: August 2024), das als wertvolle Datengrundlage zur Verfügbarkeit und Leistungsbewertung diente. Der Testzeitraum erstreckte sich von 1. bis 13. Oktober 2024.
Kategorien und Bewertungskriterien
Um umfassende und verlässliche Bewertungen gewährleisten zu können, wurden Kategorien festgelegt. Neben „Durchschnittliche Nennleistung in Kilowatt (kW)“ und „Durchschnittlich gemessene maximale Ladeleistung (kW)“ wurde auch der „Abfall der Ladeleistung in Prozent (%)“ während des Ladevorgangs gemessen. Die „Anzahl der Ladepunkte“ pro Anbieter und deren Verteilung auf die Bundesländer waren von Bedeutung, genauso wie die Ad-hoc-Preise pro Kilowattstunde (kWh), die vorhandenen Bezahlmöglichkeiten sowie Komfort und Lage der Ladestationen.
Gewichtung und Bewertung
Die Beurteilungen der Kategorien erfolgten prozentual im Vergleich zum besten Anbieter, der als Referenz die Höchstnote von 100 % erhielt. Die weiteren Anbieter wurden entsprechend abgestuft. Die Mindestbewertung liegt bei 40 %. Zwischenwerte wurden im Verhältnis zum besten Anbieter entsprechend angepasst. Dieser Ansatz garantiert, dass die Bewertung vergleichbar bleibt und die Unterschiede zwischen den Anbietern klar hervortreten.
Besonderheiten und Transparenz
Die Kategorien wie „Bewertung Durchschnittliche Nennleistung (kW)“ und „Bewertung Anzahl der Ladepunkte in Deutschland“ spiegeln spezifische Aspekte der Ladeverfügbarkeit und Leistungsstabilität wider, welche aus dem Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur entnommen worden sind. Die Testtabellen präsentieren die Gesamtnoten sowie detaillierte Bewertungen in allen Kategorien, somit ist eine transparente und verständliche Übersicht der besten HPC-Ladenetzanbieter in Deutschland gewährleistet. Der Test ist exklusiv und in jeder Sequenz unabhängig von der Redaktion von electricar konzipiert, durchgeführt und abgeschlossen worden. Die Werte, die den Testtabellen zu entnehmen sind, bieten somit durchweg verlässliche Kennzahlen.